Urs Heimberg, Vizedirektor BFH-AHB, Leiter Fachbereich Architektur, Professor für Raumplanung und Städtebau

Der Fachbereich Architektur wählt jedes Jahr eine Partnergemeinde. Dieses Projekt will dem Kanton Bern, mit seinen unterschiedlichen und vielfältigen Regionen, Impulse für die räumliche Entwicklung bieten. Dazu werden  gesellschaftliche Aufgabenstellungen und jeweils eine passende Gemeinde oder Region gesucht. 

Huttwil steht im Zentrum der diesjährigen Jahresausstellung. 

Rund 200 Studierende in zwölf Ateliers arbeiten in Projekten an diesen Aufgabenstellungen. Dabei entsteht eine Vielfalt an Ideen, welche die Gemeinde in ihre Entwicklung einbeziehen kann.

Walter Rohrbach, Gemeindepräsident Huttwil

Ein neuer Weg beginnt manchmal nicht damit, Neues zu entdecken, sondern Altbekanntes mit ganz anderen Augen zu betrachten. Diese Möglichkeit bekam Huttwil durch die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Architektur der Berner Fachhochschule.

Huttwil aus Sicht von Student*innen des Departements Soziale Arbeit

Auf der Grundlage von zwei Sozialraumanalysen aus dem HS 19 hatten die Student*innen die Aufgabe, spezifische sozialräumliche Qualitäten bzw. Fragen fotografisch deutlich zu machen. Aufgrund der Corona-Einschränkungen mussten die ursprünglichen Fragestellungen immer wieder angepasst werden. Der Fokus auf den Einfluss des Neubaus an der Peripherie auf gewachsene Strukturen wurde stärker zu Möglichkeiten sozialer Interaktionen hin verschoben. Eine Gruppe wählte die Bahnhofstrasse, mit dem Kontrast einer Baustelle am Stadtrand, die andere den fortschreitenden Abend. Vor Ort bestand die Arbeit aus Fotografieren, Interviews und Passantengesprächen.

Die Struktur der Innenstadt ist geprägt von sehr eingeengtem öffentlichen Raum und einer Vielzahl von Baustellen. Mögliche Nutzungen sowie die sozialräumliche «Aneignung» (eine Kernkomponente aus Sicht der Sozialwissenschaften) sind darüber hinaus stark durch neu angelegte Parkplätze (400 Gratisparkplätze) und einem tagsüber intensiven Verkehr (10.000 Fahrzeuge pro Tag; keine Zebrastreifen) eingeschränkt. Die Trottoirs sind schmal und liegen sehr nah an der Hauptstrasse. Grünflächen oder Bäume als Erholungsplätze sind innerstädtisch nicht zu finden. Die Stadtstruktur ist auf temporäre Nutzungen (Dienstleistungen, Gastronomie) sowie den Durchgangs- und Pendlerverkehr ausgerichtet. Begegnungsorte ohne Konsumzwang sind so gut wie nicht vorhanden.

Besonders in den Bereichen öffentliche Begegnungsmöglichkeiten und Kultur sind die Auswirkungen von Corona zu spüren. So konnte das vielfältige Vereinsleben (90 Vereine) mit einer einzigen Ausnahme (letzte Probe der Stadtmusik) nicht dokumentiert werden. Die Bilder zeigen aber dennoch, wie Aneignung auch unter diesen Bedingungen (vor dem zweiten Lockdown) funktioniert. Abends ist vor allem informelle Aneignung zu beobachten (Verschönerungsverein «Bänklitester»; Feierabendbier).

Student*innen Sozialfotografie Departement Soziale Arbeit, Prof. J. Zychlinski

Pascal Cavigelli, Sven Schaller, Anita Sempach, Noah Thurnheer, Leoni Frauenfelder, Luca Müller, Rebecca Preisig, Silvan Zaugg, Ava Hertig